Kommentar: Wer Gleichstellung will, muss diese auch wählen

GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. Foto: Nurith Wagner-Strauss)
GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. Foto: Nurith Wagner-Strauss)

Unsere Zeit ist geprägt von permanenter Veränderung. Wie wir kommunizieren, leben und arbeiten ist morgen schon wieder anders als gestern. Die Digitalisierung hat ganz selbstverständlich in unsere Arbeitswelt Einzug genommen.

Rein manuelle Tätigkeiten gibt es immer weniger, da diese zunehmend durch technische Hilfe erleichtert werden. Das wirft die Frage auf, ob die Unterscheidung zwischen ArbeiterInnen und Angestellten und unser ArbeitnehmerInnenbegriff im Allgemeinen noch der gelebten Realität entspricht. Es wäre zu kurz gedacht, hier nur eine Gleichstellung von Angestellten und ArbeiterInnen zu fordern. Wobei die GPA-djp und der ÖGB die klare Position beziehen, dass es hierbei nicht zu einer Nivellierung nach unten kommen darf. Im Besonderen eine Reduzierung der Betriebsratsmandate werden wir nicht akzeptieren. Denn je mehr Menschen für die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der Beschäftigten eines Betriebes eintreten, umso wahrscheinlicher setzen sie sich durch.

Gerade in Zeiten großer Umwälzungen in der Arbeitswelt brauchen wir eine starke Interessenvertretung, die unmittelbar im Betrieb im Sinne der Beschäftigten reagieren kann. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Mitbestimmung der Beschäftigten. Wir haben daher in unseren Beschlüssen den Begriff des/der ArbeitnehmerIn längst weiter gedacht. Wir haben ihn weiterentwickelt und an die Arbeitsrealitäten der Menschen angepasst. Was oft ignoriert wird, ist die Tatsache, dass der Anteil an prekär Beschäftigten immer größer wird. Gut ein Drittel aller unselbstständig Beschäftigten hat kein existenzsicherndes Einkommen und/oder keinen sicheren Arbeitsplatz. Darunter fallen unter anderem Teilzeitkräfte, freie DienstnehmerInnen und WerkvertragsnehmerInnen.

Ist es denn gerecht, dass eine Journalistin, die ihr Einkommen ausschließlich aus einem freien Dienstvertrag mit einem Verlag erarbeitet, dort keinen Urlaubsanspruch hat? Ist sie denn weniger wirtschaftlich abhängig als ihre angestellten KollegInnen? Nein. Und deswegen müssen wir die Regeln der längst gelebten Realität anpassen und allen ArbeitnehmerInnen das geben, was ihnen zusteht: ein Recht auf Urlaub, ein Recht auf Entgeltfortzahlung und das Recht, ihren Betriebsrat zu wählen. Die GPA-djp wird sich weiterhin auf allen Ebenen für eine Gleichstellung einsetzen. Jene politischen Kräfte, die sich um eine Lösung im Sinne der ArbeitnehmerInnen bemühen, müssen gestärkt werden. Ob nun durch politisches Engagement oder durch das einfachste und dennoch am härtesten erkämpfte Mittel – das Wahlrecht. Wer will, dass seiner Meinung Gehör verschafft wird, muss dieses Recht auch wahrnehmen. Sonst entscheiden am Ende andere über ihn.

 

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