Neu im Job

Foto: Fotolia, pathdoc
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Der Berufseinstieg ist für junge Menschen ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben. Eine IFES-Umfrage unter jungen ArbeitnehmerInnen zeigt, welche Wünsche und Erwartungen, diese beim Jobeinstieg haben.

Befragt wurden 800 Personen zwischen 18 und 30 Jahren, 500 Berufstätige und 300 Personen in Ausbildung. Besonders auffällig ist, dass nur etwa 50 Prozent der Befragten angaben, sich über die Arbeitswelt sowie die Rechte und Pflichten gut bzw. sehr gut informiert zu fühlen.

Quelle: IFES, Grafik GPA-djp Öffentlichkeitsabteilung
Quelle: IFES, Grafik GPA-djp Öffentlichkeitsabteilung

76 Prozent äußerten den Wunsch, nach mehr Information zur Arbeitswelt während der Ausbildung.

Die Frage nach der Einschätzung der Erwerbsaussichten brachte einen deutlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Jede vierte Frau schätzte es eher schwierig ein, eine gute Arbeitsstelle zu finden. Nur jede/r Vierte der in Ausbildung Befindlichen hat klare Vorstellungen zu den finanziellen Erwartungen.

Bei der Frage nach den Kriterien des künftigen bzw. aktuellen Arbeitsplatzes fanden es 83 Prozent sehr bzw. eher wichtig, dass sich der Job zeitlich gut mit den außerberuflichen Interessen und Verpflichtungen vereinbaren lässt. Beim Vergleich zwischen den Erwartungen und der Realität bezüglich Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ergibt sich eine gewisse Ernüchterung nach dem Berufseinstieg. Ein Viertel der Befragten findet, dass der Job eher weniger bis gar nicht mit den außerberuflichen Interessen und Verpflichtungen vereinbar ist. 42 Prozent geben an, dass zu lange Arbeitszeiten für sie ein Kündigungsgrund wäre. Ein überdurchschnittliches Einkommen als Kriterium für einen guten Arbeitsplatz ist für 66 Prozent sehr bzw. eher schon wichtig. Etwas stärker ist dieses Kriterium bei Männern (69 Prozent) als bei Frauen (64 Prozent). Junge Menschen in Ausbildung haben etwas höhere Erwartungen (70 Prozent) als bereits Berufstätige. Die Hälfte der Befragten sieht ihre Gehaltserwartungen gar nicht bzw. eher weniger erfüllt: Frauen sind mit 56 Prozent in einem viel stärkeren Ausmaß als Männer mit ihrem Gehalt unzufrieden (45 Prozent).

Wichtige immaterielle Kriterien bei der Berufswahl sind ein gutes Arbeitsklima (für 74 Prozent sehr wichtig), respektvoller Umgang mit neuen MitarbeiterInnen (69 Prozent) und ein interessantes Arbeitsumfeld (57 Prozent). Bei der Frage an Berufstätige, ob diese Ansprüche weitgehend erfüllt wurden, ergibt sich ein Bild einer gewissen Ernüchterung, wobei diese bei Frauen stärker ausgeprägt ist. Immerhin 40 Prozent der Frauen gaben an, im Falle einer Benachteiligung gegenüber männlichen Kollegen die Arbeitsstelle aufzugeben.

Besonders wichtig ist jungen Menschen die Arbeitszeit. Die Frage nach der bevorzugten und tatsächlichen Arbeitszeit ergibt, dass die bevorzugte Arbeitszeit niedriger ist als die tatsächlich geleistete. Junge Menschen würden also gerne weniger arbeiten. 76 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass sie einen Job kündigen würden, wenn das Arbeitsklima schlecht wäre oder es zu Mobbing kommen würde.

Quelle: IFES, Grafik GPA-djp Öffentlichkeitsabteilung
Quelle: IFES, Grafik GPA-djp Öffentlichkeitsabteilung

Auf die Frage, ob es schwer war, die erste Arbeitsstelle zu finden, gab jede/r vierte der Berufstätigen an, dass dies schwer bzw. eher schwer war. Bei der Frage nach den Suchstrategien kommt zum Ausdruck, dass Männer in viel stärkerem Ausmaß von ihren Netzwerken profitieren und Frauen eher den Weg über Stellenausschreibungen gehen. Die Frage nach dem Verhandlungsspielraum in punkto Arbeitszeit und Bezahlung ergab, dass Männer sowohl bei Arbeitszeit als auch bei Bezahlung einen größeren Spielraum sehen. Die Frage nach den Unterstützungsangeboten beim Jobeinstieg ergab, dass diese bei Betrieben mit Betriebsrat besser sind als in Betrieben ohne Betriebsrat.

Die Ergebnisse der Befragung bestärken uns als Gewerkschaft, junge Menschen beim Berufseinstieg konkret zu unterstützen. Mehr dazu sowie ein spezielles Angebot für BerufseinsteigerInnen findet sich unter: www.gpa-djp.at/mehrgehtimmer

Die kompletten Befragungsergebnisse finden Sie hier.

4 Forderungen für einen besseren Berufseinstieg:

  1. Schwerpunkt Arbeitswelt in den Lehrplänen aller Schulformen: Schulische Bildung soll auch auf den weiteren Berufs- und Lebensweg vorbereiten. Um SchülerInnen einen Einblick in die Arbeitswelt zu gewähren, über Karrieremöglichkeiten zu beraten und vor allem auch über Rechte im Beruf aufzuklären, sollen der Schwerpunkt „Arbeitswelt“ in den Lehrplänen von AHS, BHS, Universitäten und Fachhochschulen integriert werden. Neben der Vermittlung einer breiten Übersicht und Einsicht in Berufe und Kompetenzen, um stereotypen Berufsentscheidungen entgegen zu wirken, sollen jungen Menschen auch arbeitsrechtlichen Grundlagen vermittelt werden. Ebenso entscheidend sind praktische Fähigkeiten wie Präsentationstechniken oder Verhandlungstraining.
  2. Stellenausschreibung auch mit geltendem Kollektivvertrag und strengere Sanktionen bei Nichteinhaltung: Seit 2011 gibt es die gesetzliche Verpflichtung von Gehaltsangaben in Stelleninseraten. Immerhin wird dies zu 80 Prozent auch umgesetzt. Zusätzlich zu den Gehaltsangaben fordern wir die Angabe des jeweils gültigen Kollektivvertrages als zusätzliche Informationsquelle für ein angemessenes Gehalt.
  3. Wahl von Betriebsräten und Jugendvertrauensräten fördern: Die Existenz einer betrieblichen Interessenvertretung wirkt sich positiv auf das betriebliche Klima aus. Das wird auch von Studien belegt. Wir wenden uns gegen die Pläne der Bundesregierung, die Zahl der zu wählenden BetriebsrätInnen zu reduzieren bzw. den Jugendvertrauensrat als wichtige Ansprechperson für junge ArbeitnehmerInnen zu eliminieren. Ein gutes Arbeitsklima und eine funktionierende innerbertriebliche Sozialpartnerschaft müsste aber auch im Interesse der Arbeitgeber sein. Wir fordern die österreichischen Arbeitgeber auf, die Gründung von Betriebsratskörperschaften nicht nur zuzulassen, sondern aktiv zu fördern.
  4. Faire Arbeitszeiten insbesondere auch für junge ArbeitnehmerInnen: Aus der Befragung geht hervor, dass die Vereinbarkeit mit außerberuflichen Interessen und Verpflichtungen für junge ArbeitnehmerInnen besonders wichtig ist. Auch ist der eindeutige Wunsch erkennbar, weniger Wochenstunden zu arbeiten als derzeit. Das seit September 2018 geltende Arbeitszeitgesetz mit der Möglichkeit 12 Stunden täglich und 60 Stunden wöchentlich zu arbeiten, richtet sich also gegen die Interessen der jungen Generation.Statt einer Arbeitzeitverlängerung bekräftigen wir die Forderung nach einer gesetzlichen Arbeitszeitverkürzung.
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