Gleichstellung: Wieder einen Schritt nach vorne

Frauendemo anno 1920/ c ÖGB Bildarchiv

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – diese Forderung ist heute so aktuell wie vor 50 Jahren. In anderen Bereichen konnten über die Jahrzehnte allerdings große Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen erreicht werden.

Seit 1948 kämpfen die GPA-Frauen für bessere Arbeitsbedingungen von Frauen. 44 Prozent der heute rund 264.000 GPA-djp-Mitglieder sind weiblich. „Und das Verhältnis verschiebt sich immer mehr. Bald werden wir die 50 Prozent-Marke erreicht haben“, sagt Barbara Marx, seit diesem März neue Frauensekretärin der GPA-djp. Die Luft in den Führungsetagen ist für Frauen trotzdem noch immer dünn.

Historische Anfänge

Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es in der damaligen Gewerkschaft der kaufmännischen Angestellten eine Frauensektion. Geleitet wurde sie von Therese Schlesinger. Um die Jahrhundertwende war die Zahl der weiblichen Angestellten im Handel und in Büros rasant angestiegen, die Arbeitsbedingungen dabei hart: keine geregelte Arbeitszeit, kein freier Sonntag, kein Urlaub.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es für Frauen schwer, überhaupt einen Arbeitsplatz zu ergattern. Während der NS-Zeit waren ihnen ohne Qualifikation Angestelltentätigkeiten auf Basis einer Dienstverpflichtung zugeteilt worden. Nach Kriegsende waren Arbeitsplätze plötzlich rar: vieles war zerstört, es mangelte an Rohmaterialen und Energie. Die Jobs, die es gab, wurden von den aus dem Krieg zurückgekehrten Männern ausgeübt. Wurden neue Kräfte eingestellt, mussten sie auch qualifiziert sein. Frauen brauchten Schulungen oder Umschulungen.

Frauenreferat in der GPA

Hier engagierte sich das 1948 geschaffene Frauenreferat, das sich in den folgenden Jahren organisierte und 1954 sein erstes Arbeitsprogramm vorlegte. Es war die erste GPA-Bundesfrauenvorsitzende Valerie Kittel, die sich mit ihren Mitstreiterinnen dem Kampf für die 40-Stundenwoche verschrieb, die für ein Mutterschutzgesetz eintrat und für die Sicherung des freien Samstagnachmittags für das Verkaufspersonal.

Die Agenden wurden immer umfangreicher. 1955 wurde Maria Metzker als erste Frauensekretärin eingesetzt. In den sechziger Jahren wurde die Büroarbeit zunehmend durch Maschinen verändert. Daraus ergaben sich neue Problemstellungen: Frauen mussten auf die Geräte, etwa Lochkartensysteme zur Datenerfassung, eingeschult werden. Die Arbeit an den Maschinen wiederum führte zu Erkrankungen, denen es vorzubeugen galt.

Aufbrechen der Geschlechterrollen

Erst in den siebziger Jahren ging es um das Aufbrechen der traditionellen Geschlechterrollen. Nach und nach wurden Diskriminierungen für Frauen in der Arbeitswelt thematisiert. Im Vordergrund standen nicht mehr Sonderregelungen für Frauen (außer im Zusammenhang mit dem Mutterschutz), sondern Chancengleichheit. Vorreiterin war hier Lore Hostasch. Die spätere Sozialministerin führte die GPA-Frauen ab 1974 an.

Das Recht auf Arbeit, gleiche Bildungschancen, Beseitigung von Ungleichbehandlung in den Kollektivverträgen prägten die späten siebziger Jahre. 1978 begann die Sektion Industrie der GPA die Gehaltsstatistik getrennt nach Männern und Frauen auszuwerten. Anfang der achtziger Jahre nahmen die GPA-Frauen Stellenanzeigen genauer unter die Lupe – und setzten sich in der Folge für geschlechtsneutrale Postenausschreibungen ein. Hostasch kämpfte zudem für das Hinführen von Mädchen zu technischen Berufen und gegen geschlechtsspezifische Schulen und Lehrpläne.

Meilensteine

In den neunziger Jahren übernahm Christine Maier den Vorsitz. Gleiche Chancen waren weiter ein Thema, aber auch die Gleichbehandlung. Die Väterkarenz hielt in Österreich Einzug. Sexuelle Belästigung rückt ins Visier der Öffentlichkeit. Die Pensionsreform brachte Erleichterungen für Frauen, da Kindererziehungszeiten seitdem besser angerechnet werden.

Als jüngste Errungenschaften, denen gewerkschaftliche Bemühungen, vor allem von der damaligen Frauenvorsitzenden Erika Helscher vorausgingen, nennt Marx den Mehrarbeitszuschlag. Seit 2008 wird auch Teilzeitkräften, die Mehrarbeit über die vereinbarte Stundenanzahl hinaus leisten, diese Mehrarbeit mit einem Zuschlag abgegolten. „Der Mindestlohn von 1.300 Euro im Handel, der 2010 erreicht wurde, ist ein weiterer Meilenstein für die Frauen“ sagt die derzeitige Bundesfrauenvorsitzende Ilse Fetik.

Aktuell arbeitet die GPA-djp an einem Kollektivvertrags-Screening-Projekt. Damit sollen Ungleichbehandlungen restlos ausgeräumt werden. Denn, auch nach Jahrzehnte langem Kampf, es gibt sie immer noch, die versteckten Diskriminierungen. „Das ist ein laufender Prozess, ein work in progress. Seit der Zeit Schlesingers hat sich sicher viel verändert“, betont Marx. Und sieht noch viel Arbeit auf die GPA-djp Frauen zukommen: „Der Kampf um gleiche Rechte muss weitergehen. Jede neue Frauengeneration muss wieder einen Schritt nach vorne machen.“

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