Das System verändern

Foto: GPA-djp

Interview mit Florian Hohenauer, dem frisch gebackenen Vorsitzenden der GPA-djp Jugend.

KOMPETENZ: Was hat dich motiviert, für den Vorsitz der GPA-djp Jugend zu kandidieren.

Florian Hohenauer: Das Vertrauen in die Politik ist derzeit vor allem unter jungen Menschen durch viele Skandale sehr gering. Das kann man nur dann ändern, wenn man sich persönlich engagiert und zeigt, dass es auch anders geht.

KOMPETENZ: Heißt das, Du bist mit der derzeitigen Politik unzufrieden?

Florian Hohenauer: Wenn etwa die Menschen gegen den Wahnsinn der Börsen auf die Straßen gehen, sagen die Politiker zwar „Es ist gut, dass sich die Leute für etwas interessieren“, aber ändern wollen sie trotzdem nichts. Mir ist es wichtig, dass in der Politik endlich wieder auf die Menschen gehört wird.

KOMPETENZ: Was willst du als Bundesjugendvorsitzender verändern?

Florian Hohenauer: Wir Jungen engagieren uns und wollen generell etwas am derzeitigen System verändern, denn wenn es so weiter geht wie bisher werden die Leute ihr gesamtes Vertrauen in die Politik verlieren.

KOMPETENZ: Stichwort Lehrlinge: was hat Eure aktuelle Umfrage im Handel ergeben?

Florian Hohenauer: Das Echo war sehr groß. Wir haben alle Lehrlinge, die in den Handelskollektivvertrag fallen, angeschrieben und 1.600 Rückmeldungen bekommen. Ärgerlich ist, dass Lehrlinge in Österreich nach wie vor viele Überstunden machen müssen, obwohl das bei den meisten gegen das Gesetz verstößt. Schließlich dürfen Jugendliche unter 18 Jahre laut Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz keine Überstunden machen.

KOMPETENZ: Wie viele Lehrlinge sind von Überstunden betroffen?

Florian Hohenauer: Rund 67 Prozent der Handelslehrlinge sagen, dass sie regelmäßig Überstunden machen. Dabei werden die Überstunden häufig nicht abgegolten, weder in Geld noch in Zeitausgleich. Die Crux dabei: würden die Überstunden verrechnet, müsste den Lehrlingen ja auch der Facharbeiterlohn anteilsmäßig bezahlt werden. In den meisten Fällen nehmen die Arbeitgeber auf diese Rechte überhaupt keine Rücksicht.

KOMPETENZ: Nehmen die Unternehmen denn wenigstens auf andere Rechte Rücksicht?

Florian Hohenauer: Nein, leider nicht wirklich. Viele Handelslehrlinge haben öfter als zweimal im Monat am Samstag Dienst. Das ist genauso problematisch, denn laut Gesetz dürfen sie nicht an zwei Samstagen hintereinander arbeiten. Wenn es also mehr als zwei Samstage im Monat sind, sagt das in der Regel auch aus, dass die Lehrlinge auch hintereinander arbeiten müssen. Bedenklich wird es auch, wenn es um Urlaub oder Krankenstand geht: Mehr als ein Drittel der Lehrlinge geben an, ihr Chef vermittle ihnen, dass sie trotz Krankheit zur Arbeit kommen sollen. Rund 34 Prozent müssen um die Einteilung ihres Urlaubs kämpfen, können ihn also nicht nach ihren Wünschen konsumieren.

KOMPETENZ: Wie gehen die Lehrlinge mit der Ungerechtigkeit um?

Florian Hohenauer: Ihnen wird ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn sie sich einmal weigern und im Endeffekt geben sie zumeist nach, weil sie freilich auch Angst um ihren Lehrplatz haben. Aber es ist natürlich klar, dass die Handelslehrlinge sowohl mit den Überstunden als auch mit den vielen Samstagsdiensten sehr unzufrieden sind. Aber der Druck ist extrem groß, jeder vierte Lehrling hat Angst, seine Lehrstelle zu verlieren.

KOMPETENZ: Die GPA-djp Jugend kämpft aber nicht bloß für die Lehrlinge.

Florian Hohenauer: Neben den Lehrlingen und jungen ArbeitnehmerInnen kümmern wir uns vor allem um SchülerInnen und Studierende, aber freilich auch um atypisch Beschäftigte, KarenzgeldbezieherInnen und Zivil- und Präsenzdienstleistende.

KOMPETENZ: Was ist euer Angebot für die StudentInnen?

Florian Hohenauer: Gerade bei den Unis reagiert die Politik sehr abgehoben. Bei den Uni-Besetzungen etwa gab es viele Leute, die etwas verändern wollten. Die StudentInnen haben starke Forderungen gehabt. Aber einfach nicht mit ihnen zu reden, wie es der ehemalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn gemacht hat, habe ich arg gefunden. Selbstverständlich sind wir für einen freien Zugang zur Uni und jeder junge Mensch soll unabhängig von seiner Herkunft die Chance auf eine möglichst hohe Bildung haben.

KOMPETENZ: Die Beratung Eurer Mitglieder ist ein Schwerpunkt. Was sind die häufigsten Fragen?

Florian Hohenauer: Wir haben sehr viel mit arbeitsrechtlichen Fragen zu tun. Viele SchülerInnen und StudentInnen arbeiten neben Schule und Studium oder in den Ferien. Wir überprüfen die Abrechnungen, denn da wird allzu häufig getrickst.

KOMPETENZ: Was kann die GPA-djp den SchülerInnen anbieten?

Florian Hohenauer: Wir informieren die SchülerInnen darüber, welche Rechte sie haben. Und wir kämpfen darum, dass AbsolventInnen von mindestens dreijährigen BMS oder BHS den Lehrabschluss für einen verwandten Beruf vollständig anerkannt bekommen. Für Schulen und Lehrberufe, die kein entsprechendes Pendant haben, sollen in Zukunft zumindest Teile angerechnet werden und es soll möglich sein, Vollabschlüsse nachzuholen.

KOMPETENZ: Wie kommen junge Menschen am besten mit Euch in Kontakt und wie können sie sich beteiligen?

Florian Hohenauer: Wenn ich SchülerIn, StudentIn oder Lehrling bin, dann kann ich mich in jedem Bundesland beteiligen. Regelmäßig finden Veranstaltungen, Sitzungen und auch lockere Zusammenkünfte statt. Da kann ich mitreden und mich auch generell informieren. Infos gibt es auf unserer Internetseite und in unserem Zeitschrift  „Unity“.

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