Kommentar: Gerechter Kollektivvertragsabschluss im Handel

Arbeitszeit muss neu und fair verteilt werden, fordert GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. (© Nurith Wagner-Strauss)
GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. (© Nurith Wagner-Strauss)

Die Beschäftigten wehrten sich und hatten Erfolg damit.

So lange wie heuer haben die Kollektivvertragsverhandlungen für den Handel noch selten gedauert, erst nach sechs schwierigen Runden war für die rund 530.000 Angestellten klar, wie viel sie im kommenden Jahr verdienen werden – der Dreier, der als Ziel gesetzt war, ist durchgesetzt! Die lineare Gehaltserhöhung von 2,98 Prozent mit einem Aufrundungsmechanismus auf den vollen Euro bedeutet für 90 Prozent der Angestellten ein Plus von punktgenau drei Prozent. Die Lehrlingsentschädigung wird um 3,16 Prozent angehoben.

Wir sind mit diesem Abschluss zufrieden. Oberstes Ziel war die Stärkung der Kaufkraft von mehr als einer halben Million Menschen, darunter viele Alleinerzieherinnen, die ohnehin schon jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Zur Erreichung dieser Win-Win-Situation für die Arbeitgeber, deren Angestellte ja die Kassen ihrer Chefs klingeln lassen, wenn sie einkaufen, war harte Überzeugungsarbeit notwendig. Zur Erinnerung: Nach drei der sechs Verhandlungsrunden hatten die Arbeitgeber für einen Großteil der Beschäftigten noch ein Gehaltsplus von 2,65 Prozent angeboten. Das Verhandlungsteam bekam aber heuer im gewohnt schwierigen Feilschen um jeden Prozentpunkt wertvolle Unterstützung, die neu ist im größten Wirtschaftsbereich Österreichs: Die Angestellten haben sich gewehrt gegen die unfairen Angebote der Arbeitgeber. Tausende Beschäftigte haben in Hunderten Betriebsversammlungen in ganz Österreich ihren Anteil an jenen Umsätzen gefordert,  die sie mit ihrem Engagement maßgeblich mit erwirtschaftet haben. Erstmals in der Geschichte der Kollektivvertragsverhandlungen wurden im Wirtschaftsbereich Handel außerdem öffentliche Protestveranstaltungen und Aktionen in allen Bundesländern Österreichs durchgeführt, in denen die Angestellten, unterstützt von ihren BetriebsrätInnen und der GPA-djp, auf ihre berechtigten Ansprüche gepocht haben.

Dass diese Form der Gegenwehr nicht immer den Gefallen der Arbeitgeber finden würde, war zu erwarten. Dazu ist folgendes festzuhalten: Wir haben auf Grund der anhaltenden Stagnation in den Verhandlungen das gemacht, was unser Auftrag ist – wir haben die Betroffenen informiert, wir haben die Beteiligten benannt und wir haben über Maßnahmen zur Durchsetzung eines gerechten KV-Abschlusses diskutiert. Damit befinden wir uns im österreichischen Sozialpartnerbogen. Wir haben gemeinsam mit den Beschäftigten deren Interessen durchgesetzt – das werden wir weiterhin tun, nicht nur für die Angestellten im Handel. Denn es ist in der aktuellen wirtschaftlichen Lage notwendiger denn je, dass starke Gewerkschaften sich für verbesserte Arbeits-und Einkommensbedingungen einsetzen.

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