Beschwerliche Arbeit in Einkaufszentren

Der ständige Trubel im Shopping Center nervt – es gibt zu wenige Ruheräume. (Bild: photocreo - Fotolia.com)
Der ständige Trubel im Shopping Center nervt – es gibt zu wenige Ruheräume. (Bild: photocreo – Fotolia.com)

Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Handelsangestellte in Einkaufszentren ist einer der Schwerpunkte der GPA-djp-Arbeit im Jahr 2014. Eine Befragung zeigt großen Handlungsbedarf.

Insgesamt arbeiten rund 75.000 Angestellte in über 8.000 Geschäften in 218 Einkaufszentren (EKZ) in Österreich. Im Gegensatz zum klassischen Einzelhandelsbetrieb mit einem Arbeitgeber ist es im EKZ der Betreiber, der die Geschäftslokale vermietet und mit der Entscheidung über Öffnungszeiten, Sicherheitsdienst, Beleuchtung, Belüftung sowie der Qualität der Sanitäranlagen die Rahmenbedingungen vorgibt. Ein Bindeglied zwischen ArbeitnehmerInnen und Centerleitung fehlt, weil es nicht möglich ist, einen Betriebsrat für alle zu wählen. Die Shop-Eigentümer verweisen die Beschäftigten bei Problemen oftmals an die Center-Betriebsgesellschaft.

Lange Öffnungszeiten belasten
Weil es immer wieder Klagen über die Auswirkungen der Rahmenbedingungen gibt, hat die GPA-djp erstmals eine österreichweite Umfrage durchgeführt, an der sich rund 2.000 Beschäftigte in 70 EKZs beteiligt haben – Fazit: „Auch wenn sich teilweise regionale Unterschiede ergeben, haben sich einige Hauptkritikpunkte als große Belastungen herausgestellt“, wie die zuständige Wirtschaftsbereichssekretärin Anita Palkovich bei der Präsentation der Ergebnisse zusammenfasste:

Die Beschäftigten leiden vor allem unter den langen Öffnungszeiten, die von 16 Prozent der Befragten als „sehr belastend“ und von einem weiteren Drittel als „gerade noch vertretbar“ bezeichnet werden. Nur 13,5 Prozent empfinden sie als „gut geregelt“. „Auch die Beschäftigten in Einkaufszentren haben das Recht auf einen gewissen Arbeitszeitwohlstand“, befindet Palkovich.

„Wir wehren uns nicht grundsätzlich gegen lange Einkaufstage, wie sie ohnehin in fast allen größeren Centern zumindest einmal in der Woche stattfinden. Diese langen Öffnungszeiten dürfen aber nicht zu auseinandergerissenen Arbeitszeiten oder zu Unzufriedenheit über die Qualität der Arbeitszeitgestaltung aus anderen Gründen führen“, kommentiert Franz Georg Brantner, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp.

Schlechte Erreichbarkeit
Ein Problem für viele Beschäftigte stellen auch die Erreichbarkeit der EKZs beziehungsweise die Parkmöglichkeiten dar: Insgesamt geben fast 40 Prozent der Befragten an, mit dem eigenen Pkw zur Arbeit fahren zu müssen, fast 20 Prozent der Befragten müssen für das Parken bezahlen.

Vor allem bei den größten EKZs Österreichs stellt auch die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine schwer zu bewältigende Herausforderung dar: Beispielsweise geben 68 Prozent der Befragten aus der SCS Vösendorf an, dass das EKZ öffentlich schlecht erreichbar ist.

Das G3 in Gerasdorf bei Wien ist eigentlich für alle  Befragten schwer zu erreichen, im Mc Arthur Glen Designer Outlet in Parndorf gilt das für fast 85 Prozent. „Das liegt teilweise daran, dass öffentliche Shuttlebusse für KundInnen ihre Fahrt an die Öffnungszeiten anpassen, während Beschäftigte aber wegen der Vor- und Nachbereitungsarbeiten diesen Service länger brauchen würden“, erklärt Palkovich.

Problem Sanitäranlagen
Ein weiteres Thema sind Sanitäranlagen. Auch wenn jeweils rund 80 Prozent der Befragten angeben, dass es ausreichend sanitäre Einrichtungen gibt, die auch leicht erreichbar sind, scheren zwei prominente EKZs aus diesem Trend aus:

In der SCS in Vösendorf gibt mit 48 Prozent fast jede/r zweite Befragte an, dass es nicht genügend sanitäre Einrichtungen gibt und diese nur zeitaufwändig  erreichbar sind. In der Lugner City kritisieren das jeweils 35 Prozent. In persönlichen Anmerkungen zu diesem Thema werden die vorhandenen Einrichtungen vielfach als „furchtbar, sanierungsbedürftig und katastrophal“ beschrieben.

Ein weiteres Problem für Handelsangestellte in EKZs stellt mancherorts neben dem Zustand des Aufenthaltsraumes auch gleich dessen Fehlen dar: Im Dez Einkaufszentrum in Innsbruck geben etwa 40 Prozent der Beschäftigten an, gar keinen Aufenthaltsraum zu haben, in der SCS Vösendorf sind das 32 Prozent und im Citypark in Graz 19 Prozent der Beschäftigten. „Das bedeutet für Angestellte, dass sie in den Pausen von ihrem ohnehin oft stressigen Job keine andere Möglichkeit haben, als diese in einem Cafe vor Ort zu verbringen, wo es meistens alles andere als ruhig zugeht“, kritisiert GPA-djp Vorsitzender Wolfgang Katzian.

Aufforderung zum Dialog
Die Ausstattung der Aufenthaltsräume und Sanitäreinrichtungen könne teilweise mit vergleichsweise geringem Aufwand verbessert werden. Die GPA-djp will zwecks Verbesserung aller genannten Kritikpunkte in den Dialog mit den Centerleitungen treten: „Die Betreiber können sich nicht aus ihrer Verantwortung stehlen. Die Centerbetreiber und Geschäftsinhaber müssen mit den jeweiligen BetriebsrätInnen und mit uns die Arbeits- und Rahmenbedingungen gesetzeskonform und arbeitnehmerfreundlich gestalten“, fordert Katzian die Betreiber zum Dialog mit der GPA-djp auf.

„Dazu gehört auch, dass die Centerbetreiber – entsprechend der österreichischen Rechtslage –  respektieren, dass BetriebsrätInnen von Beschäftigten in einzelnen Geschäften,  ehrenamtliche GPA-djp VertreterInnen und hauptamtliche Beschäftigte der GPA-djp die Einkaufszentren betreten dürfen, um in Kontakt mit den Beschäftigten zu treten“, ergänzt Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp: „Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Einkaufszentren bleiben ganz oben auf unserer Agenda!“

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